Spanien, Portugal und Marokko
4.8. - 10.10.1971

Teil 2

Am 2. September finden wir uns im Hafen von Ceuta ein, und sehen Barnies grünen VW - Käfer von der Fähre rollen. Barnie und Wolfgang werden uns auf der weiteren Tour durch Marokko begleiten.

Bevor es aber losgeht, bringe ich unser Auto nochmal in eine Ford-Werkstatt. Uns beunruhigt das starke Laufgeräusch im Getriebe. Dort baut man das Getriebe aus, und tauscht zwei durch den Schlag beschädigte Lager aus. Das war eine Mordsarbeit, und mit rund 250 DM fällt auch die Rechnung dementsprechend aus. Glücklicherweise nehmen sie aber unsere AvD - Schecks an, so dass unsere strapazierte Reisekasse nicht noch mehr geschwächt wird. Jedenfalls ist der Wagen jetzt wieder tipptopp in Ordnung, und das war die Sache wert.

Bei der Einreise nach Marokko werden Meister und ich in einem schmutzigen Büro gegen Cholera geimpft, ganz wohl ist uns nicht dabei. Wir fahren an diesem Tag über Tetouan und Rabat bis nach Casablanca, und übernachten auf dem Städtischen Campingplatz.

Nach einem Rundgang durch das moderne Casablanca wenden wir uns landeinwärts, und fahren zu dem 240 Km entfernten Marrakech. Mein Impfarm tut weh, und die Einstichstelle ist gerötet. Das ist normal, aber lästig. Auch Marrakech besitzt einen Campingplatz, auf dem wir uns einrichten.  (Karte)

 
                  Marrakech, im Viertel der Wollfärber                                    Freund Barnie, mit neuem Lederhut

Marrakech ist eine faszinierende Stadt. In der Neustadt finden wir grosszügige Strassenzüge und Boulevards, im Kontrast dazu die Gassen des Souk mit den kleinen Werkstätten und Läden mit Kupferkannen und anderem Kunsthandwerk, und mit dem Viertel der Wollfärber.

   "Im Souk von Marrakech"

 
            Das Bab Agnaou aus dem 12. Jahrhundert                       Aussenmauer des Badi Palastes von Al Mansour

Sehenswert sind auch die wuchtigen Mauern des Badi-Palastes, und auch den Merinidengräbern statten wir einen Besuch ab. Das Koutoubia-Minarett lässt die Verwandschaft mit der Giralda in Sevilla erkennen, doch unbestrittener Höhepunkt ist der berühmte Platz "Djema el Fna" am Rande der Medina.

   "Abends auf dem Djema el Fna"

 
          Das Minarett der Koutoubia-Moschee war                                    Der Djema el Fna am Rande der Medina
                      Vorbild für die Giralda in Sevilla

Hier gibt es Märchenerzähler, Gaukler, Akrobaten, Wunderheiler und Schreiber, so wie man sich einen orientalischen Markt vorstellt. Ein Schlangenbeschwörer gibt gegen ein Bakschisch eine Sondervorstellung für meine Kamera. Zum Abschluss gehen wir hinauf auf die Dachterrasse eines Lokales am Rande des Platzes, trinken eine Limonade "Jus d’Or", und betrachten das Treiben von oben, bis die Sonne untergeht und die Szenerie vergoldet.

 
Hier gibt es Akrobaten, Gaukler, Märchenerzähler und Schlangenbeschwörer

Zwei Tage später fahren wir durch den Hohen Atlas nach Süden. Die Gebirgsstrecke ist nicht befestigt, doch die staubige Schotterpiste lässt sich ganz gut befahren. Auf der Passhöhe des Tizi n’Test machen wir eine Pause, und geniessen die schöne Fernsicht. Dann führt die weitere Fahrt zu der Stadt Taroudant, mit beeindruckenden Stadtmauern, und weiter über Tiznit und Bou Izakarn nach Goulimine.  (Karte)

 
Kurze Rast auf der Passhöhe des Tizi n'Test, wo im Winter auch viel Schnee liegt

Am Abend suchen wir hier eine Art Kneipe auf, wo es Bier in Flaschen gibt. Wir amüsieren uns über die Kuttenmänner, die verstohlen hier auftauchen, und mit einer diskreten Papiertüte unterm Arm wieder verschwinden. In der Tüte sind natürlich ein oder zwei Flaschen Bier. Wir versuchen, an Hand der Michelinkarte Auskunft vom Wirt und den Gästen über den Streckenzustand nach El Ayoun zu erfahren. Die Meinungen sind geteilt, doch es scheint ohne allzu grosse Schwierigkeiten machbar zu sein.

 
In Goulimine campieren wir am Rande einer ruhigen Allee unter Eukalyptusbäumen

Hier in Goulimine gibt es eine Campiermöglichkeit auf einem Platz an einer Baumallee am Ortsrand. Wir bauen unter den Bäumen unseren Kochertisch mit Kocher auf, und schlafen unter freiem Himmel auf unseren Luftmatratzen.

In Goulimine legen wir einen Ruhetag ein. Das Ambiente ist angenehm, die Leute hier sind freundlich und zurückhaltend. In einem Hotel findet abends eine folkloristische Veranstaltung statt, mit Gesängen und Tänzen der Berber, welche wir uns anschauen.

Am 10. September soll das Abenteuer einer Pistenfahrt nach El Ayoun in Spanisch Sahara beginnen. Mit Barnie und Wolfgang im Geleit, fahren wir auf der noch problemlosen Strecke durch wüstenhafte Landschaft nach Tan-Tan. Die Strasse ist nur einspurig, aber immerhin asphaltiert. Acht Kamele kommen uns entgegen, begleitet von einem Führer.  Liebenswert ist das Ortsschild von Tan-Tan, mit der Skulptur eines liegenden Dromedars. Hier bekommen wir Stempel in die Pässe, und es wird vermerkt, dass wir in Richtung Tarfaya weiterfahren. (Karte)

 
Tan-Tan heisst uns willkommen mit diesem originellen Ortsschild

Nun geht es auf unbefestigter Piste weiter. Die Strecke ist steinig, mit Geröll, Querrillen und Wellblechribbeln, aber es lässt sich einigermassen fahren.

Immer wieder führt die Piste durch trockene Flussbetten, die etwas problematischer sind, da hier oft auch grösseres Geröll herumliegt, oder Passagen versandet sind.

  "Pistenpech auf dem Weg nach          Spanisch Sahara"


Jetzt geht es nur noch auf unbefestigter Wüstenpiste weiter


         Hinter den Dünen sehen wir den Atlantik

Unsere Autos meistern das ganz gut, wobei Barnies Käfer im Vorteil ist, da er insgesamt höher liegt, und daher mehr Bodenfreiheit hat.

Die Piste führt in die Nähe der Küste, und hinter den gewaltigen Stranddünen sehen wir den blauen Atlantik.

Wir erklimmen gerade eine kleine Anhöhe nach der Durchquerung eines Oueds, als mein Ford mit dem Chassis aufschlägt, und gleich darauf haben wir einen Plattfuss.

Das war Pech: Durch den Aufschlag hat sich ein Stein scharfkantig gespalten, und dieser hat dann den darüber rollenden Reifen des Hinterrades aufgeschlitzt. Totalschaden!


Pech, es hat einen Reifen zerfetzt!


                                 Barnie kommt zurück

Barnies VW kommt zurück. Er war uns ein Stück voraus gewesen, hatte dann aber unser Ausbleiben bemerkt. Beratung, was tun? Mir scheint es zu gewagt, diese Fahrt ganz ohne Ersatzreifen fortzusetzen.

Wir montieren in Gemeinschaftsarbeit das Ersatzrad, und beschliessen dann schweren Herzens, diese Unternehmung abzubrechen, und nach Goulimine zurückzufahren.  (Karte)

 

 
Gemeinsam wechseln wir den Reifen, und beschliessen, das Unternehmen abzubrechen

So stehen wir bald wieder am Polizeiposten von Tan-Tan, und sind abends nicht wie erhofft in Tarfaya, sondern wieder in Goulimine. Schade, sehr schade! Diese Tour sollte der Höhepunkt der Reise werden, aber es hat nicht sollen sein. Für solche Fahrten in die Wüste muss man besser ausgerüstet sein.

   "Pistenpech auf dem Weg nach Spanisch Sahara"

In der Nähe von Goulimine (14 Km) suchen wir ein Thermalbad in der kleinen Oase Abaynou auf. Eine heisse, stark mineralhaltige Quelle wird in ein kleines Badebecken geleitet, drumherum sind Umkleidekabinen, wahrscheinlich eine Anlage noch aus französischer Zeit. In dem Becken tummeln sich einige Einheimische in Unterhosen, und uns macht es auch grossen Spass, in dem warmen Wasser zu baden.

 
In dem kleinen Thermalbad von Abaynou verbringen wir angenehme Stunden

 
 
Barnies Reisebegleiter Wolfgang H.                                                                                                                         

Von Goulimine aus fahren wir dann wieder nach Norden. Über der Wüstenlandschaft liegt eine schöne Abendstimmung, und wir sehen sogar einen Regenbogen. Wir übernachten in der Nähe von Tiznit.

An Agadir vorbei fahren wir weiter nach Taroudant und Tazenakht, und nähern uns somit unserem heutigen Etappenziel Ouarzazate.  (Karte)

In Ouarzazate gehen wir dann auf den Campingplatz, und bauen dort unser Zelt auf.

Es ist auch heute gewittrig, und wir spannen wegen des böigen Windes auch einen Windschutz an unserer Küche auf.


Auf dem Camping  Ouarzazate kommt ein Unwetter auf

Nach entsprechender Besichtigung und Würdigung der wirklich prächtigen Kasbah von Taourirt in der Nähe Ouarzazates, geht die Fahrt weiter über die berühmte "Route der Kasbahs" nach Tinerhir. Hier zweigt eine Piste ab, die in die Todrha-Schlucht führt.  (Karte)

Bei der Durchquerung einer Furt bleibt Barnies VW mitten im Wasser stehen, jedoch springt der Motor bald wieder an, und er kann weiterfahren.

Ich folge mit meinem Escort ohne Probleme hinterher.

Wir fahren bis zur engsten Stelle der Schlucht, hier rücken die steil aufragenden Felswände bis auf wenige Meter zusammen.


Barnies Motor säuft ab, springt aber bald wieder an

 
                              Wir folgen ohne Probleme                                       An der engsten Stelle der Todhra-Schlucht


                  Ausblick auf das Tal des Oued Ziz

Zurück auf der Hauptroute geht es dann weiter über Goulmina nach Ksar es Souk, und dem Lauf des Tales des Oued Ziz folgend, kommen wir am Abend in Erfoud an.   (Karte)

Hier gibt es eine alte französische Sportanlage mit Schwimmbecken und der Möglichkeit zum Campieren. Hinter den schützenden Mauern dieser Anlage schlafen wir auf den Luftmatratzen unter freiem Himmel.

 
Das schöne Schwimmbad in Erfoud verdanken wir noch den französischen Kolonialherren


            Ein idealer Ort, bei 40 Grad im Schatten

Bei 40 Grad im Schatten geniessen wir ein ausgiebiges Bad in dem grossen Schwimmbecken.

Dann folgen wir einer staubigen Piste in Richtung Merzouga, zu den Sanddünen, die wir bereits 1969 besucht hatten.